Kopf - Flora und Fauna - Harzurlaub
 


Der Waldmeister

 
„Im dämmernden Walde mit süßen Düften wächst in der Wildnis ein zierliches Würzkraut,
ein feines Pflänzchen, Waldmeister genannt.“
 H.Seibel

Wie lange der Mensch das Würzkraut Waldmeister bereits nutzt, wissen wir nicht. Überliefert ist aber von Mönch Wandelbertus aus dem Kloster Prünn in der Eifel, aus dem Jahr 854, ein mit Waldmeister gewürzter Maitrank. In den Kräuterbüchern des Mittelalters nahm der Waldmeister einen festen Platz ein.
Besonders empfohlen wurde er als Stärkungsmittel für die Leber, was ihm auch den Beinamen Leberkraut einbrachte. Johannes Trojan schrieb dazu folgendes: „Anfangs wurde der Maitrank hauptsächlich zur Stärkung der Leber getrunken, dann, als man hinter den Wohlgeschmack dieser Medizin gekommen war, zur Herzerfreuung, wozu er heute ausschließlich verwendet wird und zwar, wie ich glaube, in einem Maße, dass es für die Leber fast schon zu viel wird.“

                                                                                 Waldmeister
 
Auch gilt der Waldmeister, der aus der Gattung der Labkräuter stammt, als Wetterprophet; naht der Regen, so duftet er besonders stark und lieblich, bei schönem Wetter ist er oftmals duftlos.
Der Duftstoff  des Waldmeisters, der botanisch Asperula odorata genannt wird, findet sich in allen Teilen der Pflanze und tritt vor der Blüte, von April bis Mai, besonders stark hervor.
Dieser Duft- und Wirkstoff wird Cumarin genannt  und wirkt gefäßerweiternd, entzündungshemmend und krampflösend, spielt aber heute in der Schulmedizin kaum noch eine Rolle.
Der Waldmeister ist ein echtes Kind des Harzer Waldes und kommt bis in die Hochlagen des Gebirges vor. Besonders liebt er den Schatten der Buchenwälder, ja er gilt sogar als ausgesprochener Buchenbegleiter.
Allerdings benötigt er im Frühjahr, um seine Blätter und Blüten entfalten zu können, das Sonnenlicht. Ist das Laubdach geschlossen, hat er ausgeblüht und führt den Sommer über ein Schattendasein. 
Der Waldmeister ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die eine Wuchshöhe von 15 bis 30 cm erreicht.
Er hat einen unterirdisch kriechenden Wurzelstock, der schon im Herbst die Triebe für das Folgejahr bildet. Der Standort des Waldmeisters ist oft sehr feucht und die Luft über dem Boden mit Feuchtigkeit fast gesättigt.
An diesen Standorten ist die Verdunstung der Pflanzen sehr stark herabgesetzt. Das führt zum Stocken des aufstrebenden Saftstroms, der die Nährstoffe zu Blättern und Blüten bringt.
Wachstum und Lebenstätigkeit werden behindert. Dagegen hat der Waldmeister eine pfiffige Strategie entwickelt.

 

Waldmeister   Waldmeister

Er hat Wasserspalten an den Außenseiten der Blätter gebildet, da wo die Hauptrippen enden.
Über diese Spalten wird das überschüssige Wasser ausgepresst.
Die blitzenden Wassertröpfchen, Diamanten gleich, werden im Allgemeinen für kondensierte Tautröpfchen gehalten, sind aber in Wirklichkeit ausgeschiedenes Wasser. 
Eigenartig ist sie Blattstellung des Krautes. Die Blätter sind einadrig und zu einem sternförmigen Quirl stockwerkartig angeordnet, wobei sie immer in Formationen von  sechs bis acht lanzenförmigen Blättern stehen, deren Stengel vierkantig sind.
Als Kraut wird der Waldmeister vor der Blüte gepflückt. Seine wahre Schönheit entfaltet er aber erst mit de Blüte. Elfengleich steht er dann mit seinen porzellanweißen, vierstrahligen Blütensternen da. Die sind trotz ihrer Zartheit weithin sichtbar, weil sie sich zu einer endständigen, reichverzweigten, lockeren Trugdolde vereinen.
Die sich nach der Blüte bildenden, kugeligen Früchte, sind dicht besetzt mit hakigen Borsten. Das zeigt die Verwandtschaft des Waldmeisters mit den Labkräutern. Als Klettfrüchte hängen sie sich an vorbeistreifende Tiere und werden so verbreitet.


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Copyright Abbildung: Archiv    Copyright Text: Bernd Sternal

Der Harz - Faszination Natur
von Bernd Sternal
Der Harz - Faszination Natur von Bernd Sternal

 

Wir treten für den Schutz von Eisbären, Tigern, Löwen und anderen Raubtieren ein, den Wolf in Deutschland lehnen wir jedoch zum Großteil ab und auch der teilweise wieder angesiedelte Luchs ist vielen suspekt. Wir schützen Tiere und Pflanzen, wobei der Schwerpunkt auf niedlichen und ungefährlichen Tieren liegt, bei Pflanzen müssen diese möglichst ansehnlich sein, hübsch blühen oder wohlschmecken. Borkenkäfer, Fliegen, Wespen, Weg- und Gartenameisen, Motten, Asseln und vieles mehr haben hingegen keine Lobby, dennoch sind sie alle Bestandteile unserer Natur.
Wir unterscheiden in Neobiota und einheimischer Flora und Fauna. Unter ersterem versteht man Arten von Tieren und Pflanzen, die erst nach dem 15. Jahrhundert hier eingeführt oder eingewandert sind. Dazu zählen beispielsweise bei den Tieren: Waschbären, Marderhunde, Nerze, Nutrias, Mufflon oder Streifenhörnchen. Bei den Pflanzen ist der Riesenbärenklau derzeit in aller Munde, es gibt jedoch weitere unzählige Arten. In Deutschland kommen mindestens 1.100 gebietsfremde Tierarten vor. Davon gelten allerdings nur etwa 260 Arten als etabliert, darunter 30 Wirbeltierarten.
Übrigens: Auch die Kartoffel, die Tomate, der Paprika und die Gurke sind Neophyten, also nicht heimische Arten.
Wir beginnen dann Arten in nützliche und schädliche zu unterscheiden. Dabei nehmen wir wenig Rücksicht auf die Rolle der jeweiligen Art in den Ökosystemen, oftmals kennen wir diese auch gar nicht. Wir führen Tiere und Pflanzen aus der ganzen Welt ein und sind dann verwundert, wenn die eine oder andere Art außer Kontrolle des Menschen gerät und sich unkontrolliert vermehrt. Den Rest, in Bezug auf neobiotische Pflanzen, Tiere und Pilze, erledigt die Globalisierung.
Auch unsere Landschaft verändern wir fortwährend. Was durch geologische Prozesse in vielen Millionen Jahren entstanden ist, weckt seit einigen Jahrhunderten das zunehmende Interesse des Menschen. Wir betreiben Bergbau - unterirdisch und in Tagebauten -, wir fördern Erdöl und Erdgas aus den Tiefen unseres Planeten, wir bauen Sand, Kies, Kalk, allerlei Gestein und vieles mehr ab.
Zwar versuchen wir mittlerweile den Abbau fossiler Brennstoffe zu begrenzen und einen Ausstieg vorzubereiten, jedoch ist die Bauindustrie unersättlich. Unsere Städte, Dörfer, Verkehrswege und Firmenanlagen fordern ihren Tribut. Jedoch muss der Großteil der Welt erst noch Straßen und feste Gebäude erbauen. Wollen wir das diesen Menschen versagen?

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