Wenn die Frühlingsgöttin über die Erde schreitet, so
entsprießen nach heidnischem
Glauben unter
ihren Tritten die ersten Veilchen des Jahres. Nach
altchristlichem Glauben
jedoch, sind die Blüten aus den Blutstropfen Christi
entstanden,
welche auf seinem Gang nach Golgatha unter der
Dornenkrone hervorquollen. Soweit die Legende. Botanisch
gesehen, sind unsere Veilchen eine Art aus der Familie
der Veilchengewächse. Zu der zählen so beliebte Arten
wie die Stiefmütterchen und Hornveilchen.

Die Familie umfasst ca. 500 Arten, die meist in den
gemäßigten Zonen der Erde wachsen.
Unser heimisches Veilchen
zählt zu den kleineren Vertretern unserer Flora.
Daher kann es sich in der kalten Jahreszeit
unter Blättern oder Schnee verstecken und bleibt
so auch den Winter über grün. Der bindfadendicke
Wurzelstock hat vom Vorjahr Nährstoffe aufgespeichert,
so hat das Veilchen die Kraft sehr früh zu blühen.

Unsere wilden Veilchen sind duftlos, ganz im Gegensatz
zu den Duftveilchen im Garten, die sind kultiviert und
stammen aus dem Mittelmeerraum. Das Veilchen ist ein
sogenannter Stängelwanderer.
Jedes Jahr Wächst der Stängel an der Spitze ein Stück
weiter, legt sich auf den Boden und schlägt dort neue
Wurzeln. Und nach der Blüte treiben aus den Blattachsen
längere, oberirdische Ausläufer, welche sich bewurzeln
und zu neuen Pflanzen werden.
So kriecht das Veilchen langsam aber stetig
weiter und erobert sich immer neue Gebiete.
Die Blüte des Veilchens
ist besonders kunstvoll gebaut, was nicht gleich
ins Auge fällt, weil sie recht klein ist. Und seine
Farbe ist recht außergewöhnlich. Im Mittelalter wurde
sie als schwarz oder purpurrot bezeichnet, heute nimmt
sie eine Ausnahmestellung wahr, heißt „veilchenblau“.

Auch haben die Veilchenblüten ein von Mutter
Natur durchkonstruiertes Bestäubungssystem.
Was hilft aber das ausgeklügeltste „Befruchtungssystem“
wenn der Befruchterbesuch der Insekten ausbleibt? Das
ist oft der Fall weil das Wetter während der Blüte noch
sehr rau ist. Aber auch dafür hat das Veilchen ein
Rezept. Es blüht einfach im Sommer noch mal.
Und damit die Bestäubung dann auch mit Sicherheit
klappt, wird das Veilchen kleistogam.
Das ist ein botanischer Fachausdruck und steht für: sich
im Verborgenen vermehrend. Dazu werden kleine,
unscheinbare Blüten gebildet, die sich nicht öffnen. In
ihnen wächst der Pollen durch die Haut des Staubbeutels
hindurch zur Narbe hin und befruchtet diese.
Die Samen der Veilchen werden größtenteils durch
Ameisen verbreitet.

Das Veilchen mit dem schönen wissenschaftlichen Namen
viola, wird in der Pflanzensystematik in die Abteilung
der Bedecktsamer eingeordnet.
Es hatte für die Menschen schon immer eine große
Bedeutung, sowohl in der Volksmedizin wie auch im
Volksglauben.
Es galt in alter Zeit als Wunderblume, in der
geheimnisvolle Kräfte verborgen seien; man sagte ihm
nach, es könne Schätze anzeigen. Auch heißt es, wer das
erste Veilchen im Jahr findet und verzehrt, der bleibt
das ganze Jahr gesund. In alten Apotheken bereitete man
aus ihm Veilchensirup, Veilchenöl,
Veilchenessig und man gewann aus seinen Blüten
Farbstoff. Auch als Tee wurde und wird es häufig
eingesetzt. Heute hat das Veilchen immer noch erhebliche
Bedeutung für die Parfümerie.
Und es ist eine der bekanntesten
und beliebtesten essbaren Blumen. Und dabei verwendet
man nicht nur die Blüten, denn auch die zarten Blätter
sind äußerst reich an Vitamin C. Das Veilchen als
„Salatpflanze“ liegt somit wieder voll im Trend.
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Copyright Abbildung: Archiv, Copyright Fotos und Text: Bernd Sternal
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