Im späten Winter oder frühen Frühjahr, je nach
Betrachtungsweise, bricht mit Urgewalt an einigen
Stellen die Schneedecke auf. Dem Tageslicht entgegen
drängt eine kleine, recht unscheinbare Pflanze, aus der
Familie der Amaryllisgewächse. Schneeglöckchen wird sie
hier zu Lande genannt und wird als erster Frühlingsbote
angesehen.
Möglich macht‘s eine kleine Zwiebel, die als
Nährstoffspeicher dient. Im Gegensatz zu Osterglocken
und Tulpen besteht die Zwiebel von
„Galanthus nivalis“, wie das Schneeglöckchen
wissenschaftlich heißt, nur aus einer Kammer, bestehend
aus Schale und Keimblattanlagen.
Bereits im Herbst tritt
der oberirdische Spross, bestehend aus dem Ansatz von
zwei Blättern und einer Blüte, hervor. Umschlossen wird
der junge Spross von einem transparenten Hüllblatt, das
eine Schutzhülle für alle winterlichen Widrigkeiten
darstellt. An sonnigen Tagen tritt die weiße,
glöckchenförmige
Blüte dann hervor und neigt sich nach unten. In
diesem wippenden, nickenden Zustand wird sie ständig vom
Hüllblatt geschützt.
Die inneren Blütenblätter des
Glöckchens haben am unteren Rand eine markante grüne
Zeichnung. Das Schneeglöckchen besitzt alle
Voraussetzungen für eine Insektenbestäubung, die
allerdings in dieser unwirtlichen Zeit öfters
ausbleibt. Was
für die Pflanze aber nicht existenzbedrohend ist, es
bleibt immer noch die Vermehrung durch Brutzwiebeln.

Die Fruchtkapsel des Schneeglöckchens hat eine
fleischige Ummantelung, die vorzugsweise von Ameisen
gern gefressen wird. Die Insekten schleppen die Samen in
ihren Bau wodurch die Verbreitung gesichert ist.
Das heimische Schneeglöckchen ist im Harz und
seinen Vorlanden recht häufig in freier Natur
anzutreffen. Aber seit spätestens 1568 wird es auch
kultiviert und ist heute in fast jedem Garten
anzutreffen.
Das Schneeglöckchen ist
seit
Menschengedenken eine bekannte und volkstümliche
Pflanze, die in zahlreichen Riten und Volksbräuchen eine
Rolle spielte. Bei den alten Germanen galt das
Schneeglöckchen als Sinnbild reiner Jugendliebe. Und
eine alte Bauernregel sagt: „Welken die Schneeglöckchen
früh, so gibt es einen kurzen Sommer“.
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Copyright Fotos und Text: Bernd Sternal
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