Den wesentlichen Anteil an der Vegetation besonders der
Hochmoore haben die Torfmoose (Sphagnum
ssp.). Sie sind aber auch, wenn auch in Form anderer
Arten, in Niedermooren, versumpften Wiesen und nassen
Wäldern zu finden. Es sind Moose mit sehr vereinfachten
Wurzeln und regelmäßig verzweigten Stämmchen, die unten
absterben und oben unentwegt weiterwachsen. Die unteren
abgestorbenen Pflanzenteile sind Hauptbestandteile der
für die Moore typischen Torfe. Durch unvollständige
Zersetzung bilden sie in den oberen Bereichen den
jüngeren, hellen Weißtorf, in dem die
Pflanzenteile so gut erhalten geblieben sind, dass man
sie noch gut erkennen kann. Im darunter liegenden
älteren und dunkleren Schwarztorf sind sie
bereits zerfallen.

Im oberen Bereich der Pflänzchen bilden die Ästchen, die
dicht mit kleinen Blättchen besetzt sind, bei den
meisten Arten ein kleines, in der Form an Edelweiß
erinnerndes Köpfchen. Den fast fadenförmigen Stamm sowie
die an ihm stockwerkartig entspringenden Ästchen
umhüllen ebenfalls Blättchen. Die einzelnen Pflänzchen
stehen im Moospolster so eng zusammen, dass sie sich
gegenseitig stützen.
Ganz beachtlich ist die Fähigkeit dieser kleinen
Pflanzen, Wasser zu speichern. Mit Hilfe ihrer
Wasserzellen in den Blättern und ihren Wassersäcken in
den Stängeln sind sie in der Lage, das Wasser kapillar
hochzuheben, so dass der Wasserspiegel der Hochmoore in
der Regel mehrere Meter über dem Grundwasserspiegel
liegt. Für diese Leistung brauchen die Torfmoose weder
Wurzeln noch wasserleitende Gefäße. Sie sind sogar im
abgestorbenen Zustand dazu in der Lage, wobei die
Saugspannung in einem trockenen Pflänzchen so groß ist,
dass eine Geschwindigkeit von 10 cm in 3-4 Minuten
erreicht werden kann. Einen wesentlichen Anteil an
diesem Speichervermögen haben tote Wasserspeicherzellen,
die sog. Hyalinzellen, die dank einer spiraligen
Versteifung ihrer Zellwände nicht miteinander verkleben.
Über diese Zellen können manche Torfmoosarten das
20-25fache ihres Trockengewichtes an Wasser speichern.
In Trockenperioden verdunstet die Pflanze das Wasser,
die Hyalinzellen füllen sich mit Luft und das Moos
wechselt seine Farbe. Die im wassergesättigten Zustand
grünen, bräunlichen oder rötlichen Pflanzen werden in
ihrer Färbung wesentlich blasser und teilweise sogar
weißlich. Diese Eigenschaft der Torfmoose ist auch der
Ursprung der parallel verwendeten Bezeichnung
"Bleichmoose" oder "Weißmoose". Wieder befeuchtet
beginnen die Pflanzen erneut ihre ursprüngliche Färbung
anzunehmen und zu wachsen.
Die Torfmoose sind aber auch gleichzeitig für den
niedrigen pH-Wert ihres Standortes verantwortlich. Sie
versauern ihren Lebensraum durch den Austausch von
Ionen. Mineralionen werden aus dem umgebenden Wasser
selektiv aufgenommen und in die Zellwände der Torfmoose
eingebunden und dafür werden Wasserstoffionen
freigesetzt. Je mehr Wasserstoffionen sich im Wasser
befinden, um so höher ist sein Säuregehalt.
Von den ca. 30 Torfmoosarten, die in Mitteleuropa
vorkommen, sind die meisten nur durch mikroskopische
Untersuchungen voneinander zu unterscheiden. Nur wenige
Arten kann man an ihrer Farbe und an ihren
Standortansprüchen erkennen, wobei es für die meisten
Arten nur eine wissenschaftliche und keine deutsche
Bezeichnung gibt. So gibt es Arten, die eine sehr hohe
Feuchtigkeit benötigen, wie zum Beispiel Sphagnum
cuspidatum und Sphagnum balticum. Diese
Torfmoose haben eine gelblichgrüne Färbung und besiedeln
die Schlenken, wobei sie entweder am Schlenkengrund
leben, im Wasser schwimmen oder wenige Zentimeter aus
dem Wasser herausragen.
Andere Arten von Torfmoosen stellen weniger hohe
Ansprüche an den Feuchtigkeitsgehalt ihrer Umgebung.
Diese Arten besiedeln die sich über das Niveau der
Schlenken heraushebenden Bulten. Als Beispiele sind hier
Sphagnum magellanicum und Sphagnum rubellum,
die meist intensiv rot gefärbt sind, sowie Sphagnum
fuscum, das eine braune Färbung aufweist, zu nennen.
Desweiteren gibt es Torfmoose wie Sphagnum palustre
und Sphagnum fimbriatum, die bevorzugt unter
lichtem Gehölz siedeln. Arten wie Sphagnum tenellum
und Sphagnum compactum besiedeln wiederum stärker
abgetrocknete Standorte.
Nur wenige höhere Pflanzenarten können in Gemeinschaft
mit den Torfmoosen auf Hochmoorstandorten existieren. So
werden die Torfmoospolster von den bekannten
Zwergsträuchern Heidelbeere (Vaccinium
myrtillus) und Preiselbeere (Vaccinium
vitis-idea) aber auch von weiteren, weniger
bekannten Zwergsträuchern durchwachsen:
-
Die Rosmarinheide (Andromeda
polifolia) ist ein charakteristischer niedriger,
aber weit kriechender Zwergstrauch der Hochmoore.
Die Pflanze ist gekennzeichnet durch eine sich
bewurzelnde Grundachse, von der zarte, grau
berindete Zweige bogig aufsteigen. Die wintergrünen
ledrigen Laubblättchen sind wechselständig, lineal-lanzettlich.
Sie sind wachsbereift und oberseits dunkelgrün,
unterseits dagegen heller blaugrün gefärbt. Die
Pflanze blüht von April bis Juni, wobei die
nickenden hellrosa Blüten meist zu 4-5 in den
Achseln der Tragblätter sitzen. Die Rosmarinheide
ist ein Eiszeitrelikt und dringt auch in die
nassesten Bereiche der Hochmoore vor. Sie enthält
das starke Gift Andromedotoxin, das in seinen
Wirkungen dem Gift des Eisenhutes ähnelt. Der Name
Rosmarinheide ist auf die Ähnlichkeit der Blätter
mit denen des Rosmarins zurückzuführen.
-
Ein weiterer markanter, wenn auch recht
unscheinbarer Zwergstauch der Hochmoore ist die
Moosbeere (Vaccinium oxicoccos).
Die sehr dünnen, wie Fäden wirkenden
niederliegenden, aber weit kriechenden verholzten
Stängel tragen sehr kleine wintergrüne ovale
Laubblätter, die ledrig wirken und oberseits
dunkelgrün glänzend sowie unterseits blaugrün
bereift sind. Die Moosbeere blüht von Mai bis Juni.
Die langgestielten nickenden karminrosa Blüten sind
zu 1-4 angeordnet, wobei die vier zurückgeschlagenen
Kronenblätter der einzelnen Blüte wie ein kleiner
Turban wirken. Aus den Blüten entwickeln sich
tiefrote, überwinternde Beeren.
-
Neben der Besenheide (Calluna
vulgaris) ist in den Mooren des Harzes selten
auch die Glockenheide (Erica
tetralix) zu finden. Die Glockenheide ist ein
dünnästiger Zwergstrauch mit aufrechten, behaarten
und dicht benadelten Zweigen. Ihre krugförmigen
fleischroten bis rosa, selten auch weißen Blüten
stehen in kleinen Dolden an den Enden der Triebe.
-
Am Rand der Hochmoore, in den trockeneren Bereichen
ist häufig die Moor- oder
Rauschbeere (Vaccinium uliginosum) zu
finden. Der bis zu 80 cm hohe Zwergstrauch hat einen
weitkriechenden Wurzelstock und stielrunde
graubraune aufstrebende Zweige. Die Pflanze ähnelt
sehr der Heidelbeere, doch sind ihre Blättchen
ganzrandig und oberseits blaugrün sowie auf der
Unterseite hell mattgrün, während die Blätter der
Heidelbeere leicht gezähnt und oberseits dunkelgrün
sind. Die Zweige der Heidelbeere sind außerdem
kantig und von grüner Farbe. Im Mai und Juni hängen
die weißen oder auch rötlichen Blüten am Ende der
Zweige und im Spätsommer sind die kugeligen blau
bereiften essbaren Beeren zu sehen. In größeren
Mengen gegessen sollen diese süßsäuerlich
schmeckenden Früchte rauschartige Zustände
hervorrufen, eine Eigenschaft die der Pflanze ihren
Namen gegeben hat.
-
Die Schwarze Krähenbeere (Empetrum
nigrum) ist eine Pflanze, die im Hochmoor ebenso
leben kann wie auf lange mit Schnee bedeckten
alpinen Hängen, in Felsspalten oder im Dünensand.
Der 30-50 cm hohe Zwergstrauch besitzt feine
wintergrüne nadelförmige Blättchen und unscheinbare
blassrote Blüten. Um so auffälliger sind die im
Herbst reifenden, bitter schmeckenden schwarzen
Früchte.
Alle hier genannten Zwergsträucher haben sich auf ganz
besondere Weise dem kargen Leben der Hochmoore angepasst.
Sie haben kleine Blattformen mit einer mehr oder weniger
starken Schutzschicht (Kutikula) und eingerollten
Blatträndern ausgebildet. Diese Erscheinung, die auch
häufig als Anpassung an sehr trockene Lebensverhältnisse
zu beobachten ist, ist in diesem Fall als Reaktion der
Pflanzen auf den Nährstoffmangel, insbesondere auf die
Armut an Stickstoff- und Phosphorverbindungen anzusehen.
Gleichzeitig gehen die Zwergsträucher der Hochmoore mit
bestimmten Hochmoorpilzen Symbiosen ein. Auf diese Weise
ist es beiden Partnern möglich, das karge
Nährstoffangebot zu nutzen. Die Pilzhyphen durchziehen
die noch lufthaltigen Moosschichten und bewirken
gemeinsam mit Bakterien den teilweisen Abbau der
abgestorbenen Torfmoose.
Neben den Zwergsträuchern sind auch typische Gräser in
den Hochmooren zu finden. Schon von weitem kann man im
Frühsommer die leuchtend weißen Fruchtstände des
Scheidigen Wollgrases (Eriophorum vaginatum)
auf den offenen baumfreien Flächen der Hochmoore
erkennen. Die Stängel der ausdauernden, dichte Horste
bildenden Pflanze werden 30-70 cm lang und tragen am
Ende jeweils ein unscheinbares grünes Blütenährchen.
Bis zu 100 Blüten enthält dieses Ährchen, deren
fadenförmige Blütenblätter nach der Blüte zu langen
schneeweißen Haaren auswachsen und die so
charakteristischen Fruchtschöpfe bilden. Die Blätter des
Wollgrases sind graugrün gefärbt, stumpf und
borstenförmig. Die aufgeblasen wirkenden Blattscheiden
zersetzen sich nur sehr unvollkommen und spielen bei der
Bildung des Hochmoortorfes eine wichtige Rolle. Die
Fruchtstände des Scheidigen Wollgrases fanden früher
vielfache Verwendung: sie dienten als Watteersatz,
wurden zum Füllen von Kissen benutzt und man drehte
sogar Lampendochte aus ihnen.
Ebenfalls zu den Gräsern zählt die Rasige
Haarsimse (Trichophorum caespitosum).
Diese Pflanze, die keine Ausläufer bildet, kann
besonders in den Stillstandkomplexen der offenen
Hochmoore dichte Rasen bilden und verleiht ihnen im
Herbst die charakteristische rostrote Färbung. Die
aufrechten oder schräg aufwärts gebogenen Stängel werden
5-40 cm hoch, sind im Querschnitt meist rund und glatt
und tragen an ihrem Ende eine kleine Blüte. Diese Blüte
besteht aus einem einzigen endständigen Ährchen, das
verkehrt eiförmig bis kolbenförmig geformt ist.
Die wohl bekannteste Charakterpflanze der Hochmoore ist
der Rundblättrige Sonnentau (Drosera
rotundifolia). Dieses in unseren Breiten sehr kleine
ausdauernde Pflänzchen ist zerstreut, aber meist
gesellig in Torfmoospolstern oder auf nacktem Torf zu
finden. Die weniger als 1 cm großen kreisrunden Blätter,
die unterseits grün und oberseits mit abstehenden roten
Drüsenhaaren besetzt sind, liegen meist rosettig am
Boden. Der von Juni bis August sichtbare Blütenstand ist
zunächst schneckenförmig eingerollt und bildet später
auf einem längeren Stiel in einer Scheintraube
angeordnete kleine weiße Blüten aus.
Der Sonnentau hat sich auf ganz besondere Weise den
extremen Lebensbedingungen im Moor angepaßt. Die mit
zahlreichen Drüsenhaaren besetzten Blätter sind zu
Fangorganen umfunktioniert, wodurch die Pflanze in der
Lage ist, Insekten zu fangen und so ihren
Stickstoffbedarf zu decken. Das Insekt bleibt zunächst
an den Leimtröpfchen hängen, die von den Drüsenhaaren
abgesondert werden. Ist es gefangen, biegen sich die
Drüsenhaare wie Tentakeln blatteinwärts, halten so die
Beute fest und lösen über bestimmte chemische Substanzen
das tierische Eiweiß. Innerhalb von 1-2 Tagen wird das
nunmehr verflüssigte Insekt durch die Drüsenhaare von
der Pflanze aufgenommen. Nur die unverdaulichen
Chitinteile bleiben übrig und werden durch den Regen von
den Blättchen gespült.
Die Fähigkeit, Insekten zu fangen ist aber nicht die
einzige Form der Anpassung an die extremen
Lebensbedingungen im Moor. Da die zierlichen Pflänzchen
recht schnell von den Torfmoosen überwachsen und somit
erstickt würden, treiben sie ihre Wurzelstöcke
säulenartig nach oben und bilden so jedes Jahr ein neues
Stockwerk in Form einer neuen Blattrosette.
zurück
Copyright Fotos: Nationalpark Harz
|