Das Wildschwein gehört
zum schmackhaftesten Wildbrett des Harzes. Aber
es ist wohl auch das wehrhafteste Tier der Harzwälder.
Man sollte den Bachen besonders im Frühjahr und
im Sommer mit ihren Frischlingen aus dem Weg gegen, denn
dann können die recht angriffslustig sein.
Außerhalb der Frischlingszeit sind die wissenschaftlich
Sus scrofa
genannten Schweine dämmerungsaktiv. Ihre speziellen
Ruheplätze, an denen sie ihren Tag verbringen, liegen
immer recht versteckt. So bekommen wir die in Rotten
oder Mutterfamilien lebenden Tiere tagsüber kaum zu
Gesicht.
Das Wildschwein wird als Stammform
unseres Hausschweins angesehen. Diese paarhufigen
Allesfresser leben schon seit Urzeiten in unseren
Breiten und werden vom Menschen als bevorzugtes Jagdwild
genutzt.
Dieser gewachsenen Tradition
entstammen auch die Begriffe: Schwarzwild als
Oberbegriff; Keiler für ein männliches und Bache für ein
weibliches Schwein sowie Überläufer für ein Jungtier und
Frischling für ein
Neugeborenes in den ersten Lebenswochen.
Wildschweine sind äußerst anpassungsfähig und auch
genügsam. Was zur Folge hat, dass sie trotz aller
Jägerei nicht zu dezimieren sind.
Im Gegenteil sie breiten sich in den letzten Jahrzehnten
immer mehr aus, beginnen schon Ortschaften bis hin zu
den Großstädten zu bevölkern. Entscheidend dafür ist
auch ihr
ausgeprägtes Sozialverhalten und dass Wildschweine kaum
Fressfeinde haben. Weibliche Jungtiere können bei guten
Rahmenbedingungen bereits nach 8- 10 Monaten
geschlechtsreif werden. Ihre Tragezeit ist sehr gut
einprägsam, drei Monate, drei Wochen und 3 Tage.
Die frisch geborenen Schweine haben ein
hellgelbbraunes Fell, dass vier
bis fünf gelbliche Längsstreifen aufweist. Die
Schulterpartie sowie die Hinterläufe sind gefleckt. Doch
dieses Jungtierfell wird nur drei bis vier Monate
getragen, dann wird es langsam grobhaariger und bekommt
eine bräunliche Färbung.
Und dann, zum Winter hin, bekommen die jungen
Wildschweine ihr erstes Winterfell.
Es ist wollhaarig und von grau bis schwarzer Färbung.
Die Wildschweine sind dann aber noch nicht ausgewachsen,
dass dauert etwa bis zu ihrem fünften Lebensjahr. Unsere
Schwarzkittel können ganz beträchtliche
Körpermaße erreichen: Bachen zwischen 120 bis 170
cm und Keiler von
130 bis 180 cm Kopf-Rumpflänge.

Bezogen auf ihr Gewicht sind die Wildschweine die Könige
des Harzwaldes. Das Gewicht einer ausgewachsenen Bache
liegt etwa zwischen 45 und 100 kg, dass vergleichbarer
Keiler zwischen 55 und 150 kg. Trotz ihrer Körpergröße
und ihres großen Gewichts sind die Wildschweine recht
flott unterwegs.
Sie können bei einer Flucht eine Geschwindigkeit bis 25
km/h erreichen, halten dieses Tempo aber nicht lange.
Dagegen können sie im Trab zwischen 6 bis 10 km/h über
lange Zeit
aufrechterhalten.
Wildschweine können ein Alter von ca. 20 Jahren
erreichen. In der Wildnis kommt das aber kaum vor, denn
die Sterblichkeit, insbesondere bei Jungtieren, ist
sehr hoch.
Ausgewachsene Wildschweine machen deshalb nur einen
geringen Teil ihrer Population aus, wozu auch die Jäger
ihren Anteil beitragen.
Aber auch die werden zum Teil der
Wildschweinplagen nicht mehr Herr.
Die Schwarzkittel sind Allesfresser. Aber es geht ihnen
wie uns Menschen. Es gibt Nahrung und es gibt leckere
Sachen. Warum im kargen Waldboden wühlen, wenn gut
bestellte Felder und Gärten locken, sagt sich das kluge
Wildschwein. Und dass Schweine zu den intelligentesten
Säugetieren zählen ist erwiesen.
Wir werden also in enger Nachbarschaft mit unseren
„Klassenangehörigen“ Mammalia leben müssen!
Arrangieren wir uns also – lieber ein Wildschwein vor
dem Zaun als eine Maus im Haus.
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Copyright Fotos: Wolfgang Stolze, Text: Bernd Sternal 2009
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