Der Harz war über Jahrhunderte
Reichsbannforst der Könige. Im Sachsenspiegel, der in
der ersten Hälfte des
13. Jahrhunderts teilweise auf dem
Falkenstein im Selketal entstand, wurde das Wild
geschützt, nicht aber Bären, Wölfe und Großraubtiere.
Damals, im Mittelalter, waren sie
also noch im Harz zu Hause, die Bären, Wölfe & Co. Mit
der Entwicklung der Feuerwaffen verschob sich das
natürliche Gleichgewicht in der Natur erheblich. Auch
die großen Raubtiere waren dem Menschen unterlegen,
konnten über größere Entfernungen erlegt werden. Der
Reihe nach verschwanden sie aus dem Harz, wurden vom
Menschen ausgerottet.
Zuerst traf es den Bären, das
größte Raubtier unserer Heimat. Noch im 16. Jahrhundert
war er nicht selten, wie uns mehrere Quellen
überliefern. So wurden im Wernigeröder Forst 1526 noch 3
Bären gefangen. Nachdem der Bär zum Ende des
16.Jahrhunderts bereits stark dezimiert war, ließ der
Braunschweiger Herzog Heinrich Julius zu Jagdzwecken
wieder Bären aussetzen. Das half aber nicht mehr, denn
1696 wurde unterhalb des Rambergs bei Gernrode der
angeblich letzte Bär erlegt. Ihm zu Ehren wurde an jener
Stelle ein Denkmal errichtet, das als Bärendenkmal noch
heute erhalten ist. Aber ob es wirklich der letzte war
ist fraglich, denn im 18. Jhd. wurden weitere Braunbären
erlegt. Auf jeden Fall war der letzte Bär des Harzes
auch der letzte im inneren Deutschland.
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Luchs - Foto: Nationalpark Harz |
Braunbär - Foto: B. Sternal |
Wolf - Foto: Walter Wimmer,
Np Harz |
Bald danach, etwa ein Jahrhundert
später, war auch die Gnadenfrist des Wolfes abgelaufen.
Nachdem dieser Räuber sich nach dem Dreißigjährigen
Krieg im Harz enorm vermehrt hatte und in Rotten für
Angst und Schrecken sorgte, gibt es seit Mitte des
18.jahrhunderts kaum noch Informationen und
Aufzeichnungen zu Isegrim. 1798 wurde der wohl letzte
Wolf am Brocken erlegt. Nach aufwendiger Jagd war Graf
Ferdinand von Stolberg-Wernigerode der glückliche Jäger.
Der Wolf war entsprechend zeitgenössischen Berichten
„stark und feist“, wog 79 Pfund und war 5 Fuß hoch und 6
Fuß lang. Aber auch diese überkommene Nachricht vom Wolf
ist nicht eindeutig, da angeblich bei Schwiederschwende
im Mansfeldischen der Letzte Wolf erlegt worden sein
soll. Aber auch dieses Ereignis fällt in die Zeit gegen
Ende des
18.Jahrhunderts. Welch große Bedeutung der Wolf einst im
Harz gehabt hat, bezeugen noch heute die zahlreichen auf
ihn zurückgehenden Orts- und Flurnamen wie z.B.:
Wolfshagen, Wolfsklippen, Wolfsberg, Wolfswarte,
Wolfsbachtal usw.
Der Dritte und Letzte im Bunde war
dann der Luchs. Auch dieser Großkatze wurde im 18. und
19. Jahrhundert endgültig die Lebensgrundlage entzogen.
Wog ein 1649 erlegter Luchs noch stattlich 87 Pfund, wog
der vorletzte Luchs, erlegt im Jahr 1816, nur noch 53
Pfund. Und der letzte Harzer Luchs, der 1817 im Lauthenthaler Revier von Förster Spellerberg erlegt
wurde, wog sogar nur noch 41 Pfund. Auch hier, wie auch
bei Bär und Wolf, hatten sich die letzten Vertreter
ihrer Art in die
unwegsamen Regionen des Brockenmassivs zurückgezogen,
was ihnen aber letztendlich auch nicht das Überleben
sicherte. Auch dem letzten Luchs wurde ein Denkmal
gesetzt, das noch heute als „Luchsstein“ an einem
Waldweg, der von Lautenthal nach Seesen führt, zu sehen
ist.
Heute, knappe 200 Jahre später, ist
der Luchs im Harz durch Wiederansiedlungsmaßnahmen
wieder heimisch. Und auch der Wolf, der bereits in
einigen östliche Regionen Deutschlands eine neue Heimat
gefunden hat, steht praktisch „vor den Toren des
Harzes“. Es ist nur noch eine Frage der Zeit
und
Isegrimm ist wieder da, denn menschliche Hilfe braucht
er nicht. Er kommt von allein!
Nur auf den Bären werden wir wohl in freier
Wildbahn auf Dauer verzichten müssen. Für ihn fehlen
heute einfach die erforderlichen Lebensräume. Dafür
haben wir ja den Waschbären
bekommen und den reichlich. Und auch andere
Immigranten wie der Maderhund fühlen sich hier bereits „pudelwohl“.
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Copyright Foto siehe oben Copyright Text Bernd Sternal 2010
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